Montag, 20. Februar 2012

Die Gefahren der kleinen Flügel

Die generelle Gefahr beim Fliegen kleiner Flügel besteht aus einen ganz einfachen physikalischen Gesetz, daß so ungefähr lautet wie "die Energie steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit" und das ist etwas, was der Mensch gefühlsmäßig nicht auf die Reihe bekommt. Im praktischen sieht das so aus: fliegt man 40 oder 60 ? : 60 wäre das 1 1/2-fache von 40 - so empfindet man das auch, aber da ist die Sache mit dem Quadrat 4x4=16, aber 6x6=36 und 36 ist eben mehr als das doppelte von 16 ... aber es kommt noch schlimmer : wenn man davon ausgeht, daß der Pilot vor dem Aufschlag noch einen Teil der Geschwindigkeit wegbekommt, sagen wir, der mit 60 kann auf 40 reduzieren und der mit 40 auf 20, dann wird der Vergleich noch schlimmer : 4x4=16 und 2x2=4 und 16 ist nun das vierfache von 4 ... gar nicht auszudenken, wenn einer gar mit 100 einbombt ( 10x10=100 und 100 das 25fache von 2x2=4 ). Man darf da keinerlei Illusionen haben : der Tod ist das wahrscheinlichste Resultat bei der letzten Gleichung und 100 mit Gerätegeschwindigkeit + Windgeschindigkeit mühelos erreichbar. Dieser inzwischen unter Kleinflügelpiloten gut bekannte Spruch "Einmal verschätzt = zerfetzt" trifft die Situation leider nur zu genau. Und dann kommt dazu, daß sich die Hersteller dieser Gefahren durchaus bewußt sind und allerlei konstruktive Maßnahmen setzen, um die Flügel so sicher als möglich zu bauen, was wiederum unbefangene Menschen dazu verleitet zu glauben, daß diese Flügel so sicher wären, daß einem ohnehin nichts passieren könne. Verständlich, daß manche Hersteller nur an Piloten verkaufen wollen. deren Befähigung sie zu kennen glauben, da sie - auch verständlicherweise - um das Image ihrer Marke fürchten. Ich warne daher alle, die diese Testberichte hier weiter lesen, zu glauben, daß es für jedermann/frau einfach sein müßte, wenn ich hier zB schreibe "an Starkwindkanten überraschend einfach zu handlen". Ich schreibe das aus der Sicht eines Piloten mit tausenden von Flügen alleine auf Kleinschirmen. Andererseits weiß ich, daß es oftmals so talentierte junge Piloten gibt, denen man nach einen Jahr des Fliegens schon nicht mehr das Wasser reichen kann, auch wenn man noch so viele tausend Flüge bereits "am Buckel hat", aber laßt Euch gesagt sein : Jede Verletzung ist eine Verletzung zu viel, Lähmung oder Tod noch gar nicht in Betracht gezogen.

Es ist völlig egal, wie hoch oder wie weit oder bei welch starkem Wind man noch geflogen ist -

nur, wer am Ende des Tages lacht, hat einen guten Tag gehabt und das ist das wirklich einzige, das zählt !

Apropos, noch so starker Wind: mit dieser Testerei und auch schon etwas vorher habe ich die Erfahrung gemacht, daß es inzwischen technisch und mit Hilfe vom eher allgemeinen und inzwischen sehr hohem Pilotenkönnen durchaus möglich ist, bei Winden zu fliegen, bei denen man vor einigen Jahren noch gesagt hätte, das sei kein Flugwetter, da bräuchte man keinen Gleitschirm auszupacken. Aber bei der Analyse der Flüge habe ich festgestellt, daß diese Flüge in der Regel nur zw. 10 und 20 Minuten dauern, obwohl die Möglichkeit vorhanden wäre, stundenlang zu fliegen. Warum ? Als erstes kommt die Sensation, bei solchen Umständen noch fliegen zu können, sowohl für den Piloten, als auch für eventuelle Zuseher - nach einigen solcher Flüge meist nicht mehr so interessant. Dann spielt die räumliche Einschränkung eine Rolle. Mit zunehmender Windstärke spielen Hangneigung, WIndrichtung, Oberflächenstruktur, Flügelbeschaffenheit eine immer wichtigere Rolle und im schlimmsten Falle ist man auf eine Ecke mit Freiraum wie 30m nach rechts und 20m nach links eingeschränkt und da fliegt man dann halt auch nicht mehr stundenlang hin und her und hin und her ... Auch braucht man immer mehr und unterschiedliche Schirme und Grössen, wenn man Kanten in unterschiedlicher Höhe bei unterschiedlichen Winden üblicherweise vorfindet - da bietet das gemäßigtere fliegen dann einfach doch mehr Möglichkeiten. Aber : nichts desto trotz ist ein Flügel mit dem man sein Flugfenster gem. Windgeschwindigkeit erweitern kann eine Bereicherung - er muß nur nach den üblicherweise für einen Piloten am meisten anzutreffenden Verhältnissen sorgfältig ausgewählt werden.

3 Kommentare:

  1. Vielen Dank fuer Deine kritischen Worte
    :-)

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  2. Noch ein kleiner Nachtrag von unserer Seite zum SPIRULINE III.
    Der SPIII ist nun auch in France und Austria "zur Schulung" zugelassen....
    Die Trimm- sowie Max.- Geschwindigkeit liegt im Level eines LTF A Schirms.
    Die Schirme sind zudem nicht nur zum Soaren gebaut worden!
    Auch kleine Streckenflüge und XC Abenteuer sind je nach Pilotenkönnen möglich.
    Im beschleunigten Flug z.B. sind alle Manöver / Störungen bei passivem Verhalten
    weniger Scharf zu bewerten als bei den sogenannten A- Schirmen.

    swing high
    Ralf Münch

    www.littlecloud.de

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  3. Ich kann Ralf leider nicht zustimmen.
    Aus unserer Team-Erfahrung (Astral 6, Spiruline 16 und 18) ist die A-Schirm-Aussage etwas kritrisch, denn ohne das Gewicht zur Schirmgrösse ins Verhältnis zu setzen ist diese Aussage einfach MIST und könnte Anfänger zu einer wirklich unsinnigen Anschaffung mit unabsehbaren Folgen verleiten.
    Mit meinen 72 kg und 16 qm Spiruline(normale Kombination) kommt mir nach einem netten und fetzigen Flug unter dem Speedwing mein Astral 6 als gemässigtes stark gedämpftes und behäbiges Dickschiff vor.
    Das verwundert auch nicht, denn diese kleinen Flügel setzen selbst kleinste Steuerbewegungen unverzögert und direkt um, das erfolgt dann auch mal 100% dynamisch. Ein Anfänger, welche dann mal eben etwas stärker in die Tasten greift findet sich im gerissenen Loop wieder. Und genau diese Eigenschaften sucht man als erfahrener Pilot unter einem Speedwing. Anfängertauglich? Eher das Gegenteil ist der Fall, solange man die normale Range zwischen Grösse und Gewicht einhält. Als Pauschalaussage kann ich das so nicht stehen lassen.
    Der Ginseng ist etwas gedämpfter und damit auch weniger geübten Starkwindfans zugänglicher.
    Wer anfängertauglich unterwegs sein will, der möge doch bitte einen DHV-1 respektive EAN A Schirm fliegen. Aus Gesprächen mit Piloten aus den verschiedensten Ländern (Schweiz, USA, Mexico, Norwegen, Niederlande, Deutschland und andere) macht gerade das rasante Reagieren auf kleinste Steuerimpulse und die extreme Wendigkeit den Flugspass dieser Mini-Wings aus.
    ************************
    Es gibt einen einzigen Speedwing mit EAN-D Zulassung(das entspricht DHV 2-3 bis DHV 3) alle anderen wurden/werden lediglich einem Lasttest unterzogen und besitzen keine Zulassung.
    Das sollte als Tatsache zur "Anfängertauglichkeit" ein wenig die Augen öffnen.
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    Erfahrenen Starkwindpiloten kann ich die Spiruline, den Ginseng oder andere Speedwings wärmstens empfehlen, die Suchtgefahr und das Spasspotential sind unvergleichbar hoch. Solche Wings sensibilisieren für feinfühliges Steuern und schnelle Reaktion auf Unvorhergesehenes, das schärft die Sinne und öffnet fliegerisch völlig neue Möglichkeiten und Horizonte.
    Wenn ich an der Düne oder hier im Sauerland bei viel Wind die Wahl zwischen Astral 6 und der Spiruline habe, dann fällt die Entscheidung einfach: Speedwing.
    Die Spiruline ist, so unvorstellbar das klingt, auch bei Nullwind per Pedes startbar, in den vielen Videos von Jean-Baptiste Chandelier auf youtube & Co schön zu sehen, das Abtauchen nach dem Start für Geschwindigkeitsaufbau bleibt bestehen :-)

    Gravity is a bitch ...
    Udo Laufenberg
    OTTER Team
    www.otterteamblog.de

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